Semiphor, Semaphor, Godzilla
Einführungsartikel reguläre Temperaturen
Die Familie der Semiphor-Temperaturen ist definiert durch das Austemperieren des Kommas 49/48 (35.6968 Cent, Slendro-Diësis, septimale Diësis oder septimaler Sechstelton genannt). Dieses Intervall ist der Unterschied zwischen den Intervallen 7/6 (septimale kleine Terz) und 8/7 (grosser septimaler Ganzton), also den Intervallen, die in der Obertonreihe zwischen dem sechsten, dem siebten und dem achten Oberton auftreten. Die Kombination der beiden Intervalle ergibt eine reine Quarte 4/3, bei Temperierung auf dasselbe Intervall wird also eine Quarte in zwei gleiche Teile geteilt. Daraus ist der Name Semiphor hergeleitet, vom englischen semi-fourth (Halb-Quarte) nämlich. Diese temperierte Halbquarte fungiert auch als Generator.
In der Primfaktorzerlegung der Intervalle 7/6, 8/7 und auch 49/48 kommen nur die Primzahlen 2, 3 und 7 vor, die 5 fehlt. Eine Temperatur der Semiphor-Familie kann daher auf den Intervallraum der Primzahlen 2, 3 und 7, unter Ausschluss der Naturterz 5/4, beschränkt sein. Für diese Temperatur wurde der leicht modifizierte Name Semaphor geprägt.
Eine naheliegende Erweiterung für den Einbezug der Primzahl 5 ist das zusätzliche Austemperieren des allbekannten syntonischen Kommas 81/80, was dann eine Variante der mitteltönigen Stimmungsfamilie ergibt. Naheliegend unter anderem deshalb, weil zwei Schritte eines Semiphor-Generators eine Approximation der reinen Quarte bilden, welche als Oktavkomplement der Quinte auch als mitteltöniger Generator fungieren kann. Entsprechend wird die Approximation der Naturterz 5/4 durch Aufeinanderschichten von 8 Generatorschritten erreicht.
Die solcherart durch die Kommas 49/48 und 81/80 definierte 7-Limit-Temperatur wurde auf den Namen Godzilla getauft. Gute gleichstufige Realisierungen von Godzilla sind 19edo und 24edo.
An Semiphor-MOS-Skalen gibt es: eine fünftönige der Form 4L 1s sowie eine neuntönige der Form 5L 4s und eine vierzehntönige der Form 5L 9s. Die neuntönige ist dabei nicht Rothenberg-proper.
In 19edo präsentiert sich die neuntönige Semiphor- bzw. Godzilla-Skala mit den Intervallschritten 3 3 1 3 1 3 1 3 1. Sie enthält eine traditionelle pentatonische Skala (5 3 5 3 3 in 19edo) als Teilmenge, jedoch keine herkömmliche diatonische.
Entsprechend ihrer Konstruktion sind Godzilla-Skalen reich an 7-Limit-Intervallen und -Dreiklängen, jedoch vergleichsweise arm an den von der traditionellen klassischen Musik her bekannten 5-Limit-Harmonien. Die neuntönige Godzilla-Skala z. B. enthält von ihrem Generator her 8 Approximationen der kleinen septimalen Terz 7/6 (temperiert identisch mit der Approximation des septimalen Ganztons 8/7), dagegen nur 3 Approximationen der kleinen Terz 6/5; 6 Approximationen der übergrossen septimalen Terz 9/7 steht eine einzige Approximation der Naturterz 5/4 gegenüber. Letztere markiert auch den einzigen Ort der neuntönigen Godzilla-Skala, wo sich ein 5-Limit-Dur- und ein 5-Limit-Molldreiklang findet.
[todo Klangbeispiele, weitere Eigenschaften]