Konsonanz
Der Begriff Konsonanz charakterisiert den Zusammenklang von zwei oder mehr Tönen als...
Konsonanz bildet gemeinsam mit Dissonanz ein System zur Unterscheidung von Klängen.
In der landläufigen Musiktheorie wird zwischen vollkommenen (Oktave, Quinte, Quarte, auch Prime) und unvollkommenen Konsonanzen (Terzen und Sexten) unterschieden. Häufig wird als Ursache für den "Wohlklang" das "einfache Schwingungsverhältnis" der beteiligten Töne genannt, allerdings ist nach dieser Theorie nicht erklärbar, warum die kleine Sexte (8/5) nicht weniger konsonant empfunden wird als Huygens’ Tritonus (7/5).
Verweise
- Konsonanz - Wikipedia
- Daniel Muzzulini, Konsonanz und Dissonanz in Musiktheorie und Psychoakustik , Lizentiatsarbeit Universität Zürich 1990
Konsonanz und Klangfarbe
Ein Punkt, der bei vielen Theorien zu Konsonanz gelegentlich etwas vernachlässigt wird, ist, dass der Wohl- oder Missklang nicht nur vom Frequenzverhältnis der beteiligten Töne abhängt, sondern auch von deren Klangfarbe - genauer gesagt von der Obertonstruktur. Diese Erkenntnis ist untrennbar mit dem Namen Hermann von Helmholtz verbunden. Sein bahnbrechendes Werk "Die Lehre von den Tonempfindungen" ist online verfügbar auf archive.org .
Vernachlässigt wird dieser Punkt allerdings nicht zuletzt deshalb, weil man ihn für viele praktische Belange tatsächlich vernachlässigen kann. Denn die überwiegende Mehrzahl der existierenden (akustischen) Musikinstrumente inklusive die menschliche Stimme produziert Klangfarben mit wohl verschieden starken, doch grundsätzlich ganzzahligen Obertonfrequenzen, weswegen auch die Konsonanzeigenschaften von mit ihnen gespielten Intervallen sich in der Praxis meistens gleichen.
Dasselbe Argument war lange Zeit ein kleiner Schwachpunkt im wissenschaftlichen Anspruch der Theorie von Helmholtz, weil die Hypothese, die Konsonanz eines Intervalls werde von übereinstimmenden Obertonfrequenzen der beteiligten Töne bestimmt, mit akustischen Instrumenten schwierig zu falsifizieren ist. Der technische Fortschritt hat diese Schwäche nun beseitigt, denn mit elektronischen Mitteln ist es heutzutage möglich, Klänge mit beliebigen Obertonfrequenzen zu erzeugen. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit, Helmholtz' Theorie sozusagen in umgekehrter Richtung anzuwenden - und tatsächlich können so Intervalle mit sehr "schrägen" Frequenzverhältnissen konsonant klingen, Intervalle wie die Oktave hingegen dissonant.
Diese, im nachhinein verblüffend offensichtliche, Idee wurde zum erstenmal von Elizabeth A. Cohen bearbeitet - siehe im obigen Werk von Muzzulini das Kapitel über die Arbeiten von Elizabeth A. Cohen (Seite 142 ff.). Siehe ferner die Arbeiten von William Sethares, namentlich sein Buch Tuning, Timbre, Spectrum, Scale. Eine deutschsprachige Besprechung findet sich in:
Luca Turin: Das sollten Sie sich anhören!. In: NZZ Folio: Die Sinne (2008). Online-Version des Artikels (für NZZ-Abonnenten)